Mittwoch, 1. November 2023

Keuch mal wieder


l Laufen war für mich über eine  lange Zeit so etwas wie eine Lebensphilosophie. Ähnlich wie den Beruf betrieb ich es mit Leidenschaft und fast schon mit Besessenheit. Egal in welcher Situation. Ich raste, lief lange Strecken, forderte mich fortwährend, wollte immer schneller laufen und dabei immer weitere Distanzen realisieren, nutzte es aber auch zum abschalten, nachdenken, regenerieren. Irgendwann war dann die Luft raus. Verletzungen, Lustlosigkeit, zunehmendes Alter, keine Fortschritte mehr. Lauf - Burnout. Ich funktionierte fast nur noch. Ging raus, weil ich das Gefühl hatte, ich müsste etwas für die Statistik tun. Konnte mich kaum noch aufraffen. Der Spaß fehlte und die Leidenschaft fehlte. Mental und physisch am Boden. Wenn es dir dann zeitgleich beruflich und sportlich so geht, dann kannst du umso dankbarer sein, wenn du dann die richtige Person an deiner Seite hast. Dafür bin ich auch dankbar. Jetzt fange ich ganz langsam an, mich wieder aus dem Sumpf zu ziehen. Mehrere Monate nicht gelaufen und dann übers Walking wieder zum Laufen gefunden. Nichts mehr mit langen Distanzen. Strecken zwischen 3 und 10 KM. Meist ruhig im 7.30er Pace zusammen mit meiner Frau und ab und an allein etwas flotter. Da setze ich mir kleine und altersgerechte Ziele. Mein Ziel für die 3 KM Hausstrecke ist es, zunächst mal unter 17 Minuten zu bleiben. Das wollte ich heute angehen. Es lief auch recht gut. Sofort in die 5.40er Pace gefunden und dann galt es zu kämpfen. Ich fühlte mich zunehmend kurzatmig und begann heftig zu schnaufen. Ich hielt immer ein Tempo zwischen 5.42 und 5.44. Irgendwie war eine heimliche Bremse eingebaut. Es ging nicht wirklich schneller. Auf den letzten 300 Metern versuchte ich noch einmal alles, aber es reichte nur zu 17:03 Minuten. 4 Sekunden zu viel. Trotzdem war ich zufrieden und fühlte mich gut. Diese Form von Anstrengung und Forderung gehört einfach in allen Lebensbereichen dazu. Ans Limit und gelegentlich darüber hinaus zu gehen, das bringt Wachstum und Verbesserung, wenn es angemessen und ausbalanciert betrieben wird. Genau das ist die Kunst. Ich hoffe, dass ich es jetzt besser beherrsche und zumindest so dosiert betreibe, dass Freude und Leidenschaft erhalten bleiben. Keuch mal wieder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen