Sonntag, 8. März 2020

Laufen in allen Lebenslagen - und Phasen

Als ich heute so entspannt und nachdenklich im Käfertaler Wald unterwegs war, dachte ich auch intensiv über das Thema "Laufen" nach. Was bedeutete Laufen für mich? In welcher Lebenslage? In welcher Lebensphase? Irgendwie faszinierend. Ich fing wirklich früh an zu rauchen. Als knapp 14 Jähriger. Ich war ein toller, talentierter und aussichtsreicher Sportler und trotzdem tat ich es. Blieb trotzdem gut bei allem, was mit Kraft zu tun hatte und war auf der 100 Meter Strecke sehr gut dabei. Mit 37 schaffte ich es endlich, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein damaliger guter Freund lief regelmäßig und er beeinflusste mich insoweit, dass ich mich an damals erinnerte. Wir sprachen oft über das Laufen und ich lachte laut, argumentierte genauso, wie ich es heute auch x -mal zu hören bekomme, wenn das Thema aufkommt. Langweilig, blöd, ätzend, so sinnlos durch die Gegend zu laufen. Ich dachte genauso, bis ich mich daran erinnerte, dass ich es auch gar nicht mehr konnte. Ich rauchte Kette, 60 -80 Stück am Tag. Ich hatte es immer mal versucht und musste nach wenigen Metern schweißgebadet und erschöpft abbrechen lassen. Aufhören und dann gleichzeitig mit dem Laufen beginnen. Kleine Distanzen. Langsam steigern. Dranbleiben. Es gelang mir, am 27.03.1997 aufzuhören. Laufen half mir dabei. Ich steigerte mich da richtig rein und machte es fast jeden Tag. Distanzen nur ungefähr vermessen, Zeiten interessierten mich nicht wirklich. Ich fing erst später an, Uhren zu haben, die mehr als Stoppuhren waren. Ich unterstellte einfach, dass ich ungefähr 6 Minuten pro KM laufe und ermittelte anhand der Gesamtzeit dann die voraussichtlichen Kilometer. Nach nur 2 Jahren wollte ich schon den ersten Marathon laufen und das tat ich. Berlin - Marathon 1999. Werde den Tag nie vergessen. Wladimir Klitschko verprügelte am Vortag Axel Schulz und ich lief den Tag darauf den Berlin - Marathon in für mich legendären 4:15h. Wundervolles Wetter, sonnig und ich lief wie um mein Leben. Die Zeit davor und auch danach war ich nur zum Spaß gelaufen, ohne wirklichen Ziele und ohne Maßgaben. Zur Entspannung, zum Abschalten, Stressabbau, um zu überlegen. Ich fand das Laufen geil, weil du es überall machen kannst. Heute habe ich die fast perfekten Laufklamotten, damals lief ich in einfachen Schuhen, old fashioned Jogginghosen, so schon schwer und nach einem heftigen Regen waren die Dinger wie Bleiwesten. Alles nicht wichtig. Ich lief in Berlin, Fürstenwalde, wo immer ich beruflich und auch privat war, Liederbach, Frankfurt, Kassel, Lohfelden, Atlanta, Miami, Toronto, Paris, Mannheim, Essen, Mal 200 KM im Monat, mal bis zu 400. Einfach schön. 2004 hatte ich beruflich eine schwerwiegende Fehlentscheidung getroffen, sah meine und unsere Existenz fast gefährdet. Laufen half mir, auch diese Phase gut zu meistern, blieb Teil meines Lebens. Ich erinnere mich an echte Glücksmomente, beispielsweise als ich mit Gerard durch Montreal lief oder später mit Reinhard die Mannheimer Feldwege unsicher machte. Ende 2007 wurde ich dann ehrgeizig. Ich hatte mit 4:36h gerade den Mannheim - Marathon völlig verkackt. Die Zeit war nicht einmal entscheidend, denn da gab es noch schlechtere. Nein, mein Zustand war es. Ich war kurz vor dem Kollabieren. 2 Wochen Laufpause. Konnte keinen Muskel mehr rühren. Dann trainierte ich nach Plan und mit brutalem Ehrgeiz. Von 2008 - 2011 lief ich meine besten Zeiten. Hatte auch die ersten Laufuhren von Garnim und Polar. Erst nur mit Herzfrequenz und Schrittzählern und kurze Zeit danach sogar mit GPS. Essen - Marathon in 3:29h, Mannheim - Marathon in 3:29h, St. Wendel - Marathon in 3:28h, Shanghai in 3:33h. Viele weitere Marathons in 3:35h bis 3:45h. Irre. 2007 hatte ich auch an einem Seminar teilgenommen, das mein wohl allerbestes Seminar war. Es ging darum, die eigene Mission zu sehen, zu finden und zu formulieren. Aus der schlechten Verfassung heraus schrieb ich auf, dass ich die 100 KM von Biel laufen will. Das machte ich in 2009 in 11:25h. Haha, der Zeit laufe ich heute noch hinterher. Insgesamt 6 x habe ich Biel mittlerweile gemeistert. Unvergessen auch der Marathon auf der Chinesischen Mauer . 42 KM die Mauer hoch und runter. 5:10h brauchte ich dafür, aber die Eindrücke werde ich niemals vergessen. Dieses Jahr noch einmal Biel, dann ...., mal sehen. Derzeit bin ich wieder mehr in der Phase von 2007. Ich nutze das Laufen zur Entspannung, zum Abschalten, um gesund zu bleiben. Muss ich mir jetzt eingestehen, dass es nicht mehr schneller geht oder reicht es noch für einen letzten Angriff? Ich will es herausfinden und werde es sehen. Jetzt. Die nächsten 3 Monate werden es zeigen, ob und was ich noch draufhabe.2017 habe ich diese Challenge auch noch einmal gemeistert und habe 3 schnelle 100 KM Läufe in 3 Monaten abgeliefert. Also, abwarten. Ich kann das. Laufen werde ich immer, auch nahezu täglich. Es hilft, Druck abzubauen, Spaß zu haben, Probleme zu lösen und Herausforderungen zu meistern. Du kannst es nach wie vor überall haben, mit wenig Aufwand, du gehst einfach vor die Tür und läufst. Wie Forrest Gump, gehst einfach los. Vielleicht werde ich es wieder befreiter tun, zwangloser, die Uhr nicht ansehen, vielleicht nicht einmal dabeihaben, das Handy nur zum fotografieren nehmen, nur laufen, atmen, denken, frei sein. Aber jetzt...noch einmal....noch einmal....alles geben.

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