Samstag, 12. März 2022

Der große Elefant bleibt für immer der kleine Elefant

Neulich las ich die folgende Geschichte, die mich recht nachdenklich gemacht hat. Sehr inspirierend. Die Geschichte handelt von einem Elefanten und seiner Kette. In Indien werden Elefanten schon seit Jahrhunderten durch eine besondere Methode gezähmt. Die Elefanten werden in sehr jungen Jahren von der Mutter getrennt und an einen massiven Baum festgekettet. Die Jungtiere versuchen natürlich alles, um sich von den Fesseln zu lösen. Sie zerren und schieben und setzen ihre gesamte Kraft dazu ein, sich von der Fessel zu lösen. Vergeblich. Die Kette besteht aus massivem Stahl und ist einfach zu fest für die jungen Elefanten. Der Baum rührt sich keinen Millimeter, egal wie fest der junge Elefant versucht ihn umzustoßen. So geht das einige Zeit, doch irgendwann gibt auch der hartnäckigste Elefant auf. Er sieht ein, dass all sein Bemühen vergebens ist und findet sich letztendlich damit ab. Die Jahre ziehen ins Land und der junge Elefant wird immer größer und stärker, bis er schließlich zum größten Landsäugetier dieser Welt wird. Das Tier ist mittlerweile vollkommen zahm und tut, was die Menschen von ihm verlangen. Sobald er die Kette um seinen Fuß spürt, weiß er sofort, dass es ausweglos ist zu versuchen, sich von ihr zu befreien und bleibt still an einem Fleck stehen. Das Interessante dabei ist. Er wird mittlerweile nicht mehr an einen massiven Baum angekettet. Ein dünner Pflock in den Boden gesteckt reicht vollkommen aus. Der ausgewachsene Elefant mit seiner Größe und Kraft könnte spielend leicht den Pflock aus dem Boden heben und sich befreien, doch er ist mittlerweile so darauf konditioniert still zu halten, wenn er eine Kette um sein Bein spürt, dass er sich nicht einmal die Mühe macht. In seiner Kindheit hat er ja genau das versucht und es war schlicht und ergreifend ausweglos. Von außen betrachtet macht das Verhalten des Elefanten für uns Menschen wenig Sinn. Ein so großes und starkes Tier angekettet an einen dünnen Pflock. Es könnte sich so spielend leicht befreien und ein Leben in Freiheit leben, doch es macht nichts. Für uns ist es offensichtlich, doch der Elefant hat seine Referenzerlebnisse gesammelt und sich daraufhin seine eigene Realität erschaffen. Dass wir Menschen unglaublich viel mit diesem Elefanten gemeinsam haben, ist für uns jedoch nicht ganz so offensichtlich. Auch wir Menschen verhalten uns ähnlich wie der Elefant. Auch wir wurden in der Kindheit von außen darauf konditioniert, genau das zu tun, was man von uns erwartet. Schule, Ausbildung oder Studium und ein sicherer Job 40 Stunden die Woche. Ein bis zweimal im Jahr Urlaub. Das ganze 40 Jahre lang, um dann mit 70 endlich Rente beziehen zu dürfen. Versteh mich bitte nicht falsch, ich sage nicht, dass dieses Leben per se ein Schlechtes ist. Und auch dem Elefanten geht es nicht schlecht. Er bekommt Nahrung, Pflege und es wird sich um seine Gesundheit und sein Wohlergehen gekümmert. Doch ist der Elefant in Freiheit nicht doch glücklicher? Wären nicht viele von uns Menschen deutlich glücklicher, wenn sie das machen könnten, was sie gerne von sich aus machen wollen? Was hält uns davon ab? Möglichkeiten gibt es schließlich wie Sand am Meer. Niemand wird gezwungen, das Leben so zu führen, wie andere es erwarten. Unsere Fesseln sind wie die des Elefanten – konditioniert. Die meisten Menschen leben in einem Gefängnis mit offener Tür. Dass sie, wie der Elefant auch einfach loslaufen könnten, sehen die meisten nicht. Zu verstehen, dass wir Niemandem Rechenschaft schuldig sind, zu begreifen, dass wir alle frei sind und das machen können, was wir wirklich wollen, das ist der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben. Diese Bewusstheit ist die größte Macht, die wir haben, wenn wir unser Leben selbstbestimmt führen wollen. Frei zu sein und so zu leben, wie du es für richtig hältst, ist nicht nur ein Privileg, es ist sogar deine Pflicht, zumindest wenn du glücklich sein möchtest. Was lernst du aus dieser Geschichte?

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