Dienstag, 15. Februar 2022

Amor versus Sherry - versetzt Glaube wirklich Berge?

Als 23jähriger lebte ich mit meiner damaligen Frau in einer hübschen kleinen Wohnung in Berlin am Bayerischen Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir 2 Katzen, die etwa 3 Jahre alt waren. Boss war die kleinere schwarze Hauskatze namens "Minouche". Sehr geschmeidig, behende, kratzbürstig, wild und sehr eigenwillig. Immer die erste am Fressnapf und wenn es Leckerli gab. Von ihr quasi geduldet wurde die Perserkatze namens "Sherry", etwas größer, sehr kuschelig und mit dem Gemüt eines Brauereipferdes ausgestattet. Sie konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Eines Tages kamen meine Eltern zu Besuch und brachten ihren großen Hund namens "Amor" mit. "Amor" war ein Eurasier, so groß wie ein mittlerer Schäferhund, gut 35 KG schwer und mit guten Jagdinstinkten versehen. Wir wollten zwar gut aufpassen, aber kaum war er drin, da stürzte er sich gleich auf die Katzen. Die schwarze Hauskatze schoss ins kleine Arbeitszimmer und versteckte sich fauchend hinter dem Schreibtisch und quetschte sich ängstlich unter den daneben befindlichen dortigen Heizkörper. Der Hund kläffend davor. Als er merkte, dass er sie nicht schnappen konnte, erinnerte er sich scheinbar daran, dass da noch eine zweite Katze war. Im Korridor lag die Perserkatze direkt an einem Punkt, wo es zum Wohnzimmer, Schlafzimmer und in die Küche ging. Sie bewegte sich nicht. Lag dort völlig entspannt. Dem Hund kam das seltsam vor. Er bellte, kläffte, gebärdete sich wild und die Katze machte nichts. Sie saß da und fixierte ihn unentwegt, aber unaufgeregt. Plötzlich richtete sie sich langsam auf und knurrte. Ich beobachtete fassungslos, wie der große Hund sich auf einmal hinsetzte und jaulte. Er traute sich nicht zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. Ein unglaubliches Bild. Ich musste die kleine Perserkatze tatsächlich auf den Arm nehmen, damit er passieren konnte. Ich weiß nicht, ob sich diese kleine Katze für einen Löwen hielt und dies auch ausstrahlte. Definitiv vermittelte sie scheinbar dieses Bild. In jedem Fall war sie vollkommen furchtlos und zeigte nicht, das vom Hund erwartete Fluchtverhalten. Diese kleine Begebenheit geht mir bis heute nicht aus dem Sinn. Immer wenn mich mal die eigene Courage verlässt und ich fast Angst vor meinen eigenen Absichten und Plänen bekomme, denke ich daran zurück und pruste aus vor Lachen, wenn ich dieses unfassbare Bild vor Augen habe. Lustig woran ich so denke, wenn ich bei geilem Wetter 10 KM auf dem Tempelhofer Feld jogge...

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